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Zolloptimierung
Zolloptimierung für Fashionhändler - so sparst Du Kosten beim Export in die Schweiz.
Die Schweiz ist als Zielmarkt äußerst attraktiv. Die hohe Kaufkraft und die inländischen teuren Preise lassen Schweizerinnen und Schweizer gerne im Ausland shoppen.Doch was musst Du beim Export in die Schweiz beachten?
Die Zollkosten zu optimieren kann für Fashionhändler ausschlaggebend für den Erfolg sein
Die Absatzvolumen in der Schweiz entsprechen ungefähr denjenigen, die Fashionanbieter grenzübergreifend in Frankreich verkaufen.
Weitere Vorteile für Cross Border E-Commerce in die Schweiz sind einerseits die Margen, die sich dank prall gefüllten Warenkörben und höheren Preisen sehen lassen können.
Andererseits senden Schweizerinnen und Schweizer tendenziell weniger zurück, die Retourenquote ist ausgesprochen niedrig.
Aber wie überall gibts auch beim Export in die Schweiz einen Haken: die Zölle nämlich. Die Schweiz ist eine eigentliche Zollinsel im Herzen Europas. Doch wir sagen Dir, wie Du nun von der Zolloptimierung für Fashionhändler profitieren kannst. Alles zu den allgemeinen Zollbestimmungen der Schweiz findest Du in unserem Blogbeitrag.
Wenn Du sofort wissen willst, wie Du Deine Importzölle in die Schweiz optimierst, starte unseren Optimizer:
In der Schweiz sind die Zölle für Bekleidung extrem hoch. Wir sprechen hier von 2 bis 5 CHF pro Kilogramm Gewicht. Genau, pro Kilogramm! Die Schweiz ist das einzige Land, in dem der Zoll nach Gewicht berechnet wird. Aber das ist nicht nur Ärgernis, sondern auch eine Chance. Wir zeigen Dir, wie Du die Einfuhrkosten optimieren kannst.
Verzolle richtig und spare viel
Mit der herkömmlichen Verzollungsmethode bezahlst Du 100 % dieser Abgaben. Es gibt allerdings eine Möglichkeit, die effektive Zolllast massiv zu senken: und zwar mittels Einzelverzollung.
Bevor wir Dir die Verzollungsarten genauer erklären, hier ein kurzer Überblick:
Die kommerzielle Sammelverzollung
Die Sammelverzollung funktioniert so: Du lieferst Deine einzelnen Sendungen konsolidiert per Fracht in die Schweiz. Bei der Verzollung durch einen Verzollungsagenten werden alle einzelnen Sendungen jeweils als eine verzollt. Hier das abgebildete Beispiel:
Du verschickst 9 Sendungen à 2 kg mit demselben Produkt zum Zollsatz von 2 CHF/kg. Berechnet werden demnach 9 x 2 kg = 18 kg zu je 2 CHF. Du bezahlst also 36 CHF.
Die kommerzielle Einzelverzollung
Die Einzelverzollung funktioniert so: Du lieferst Deine einzelnen Sendungen ebenfalls konsolidiert per Fracht in die Schweiz. Der Verzollungsagent verzollt jedoch alle Sendungen separat. Wir rechnen das obige Beispiel nochmals durch:
Du verschickst 9 Sendungen à 2 kg mit demselben Produkt zum Zollsatz von 2 CHF/kg. Bei der Einzelverzollung werden die einzelnen Sendungen separat betrachtet und berechnet – in unserem Fall also 2 kg. Demnach werden berechnet 2kg zu je 2 CHF. Demnach ergeben sich als theoretischer Zollbetrag 4 CHF. Dieser Betrag ist kleiner als die Freigrenze (5 CHF), deshalb bezahlst Du effektiv 0 CHF Zoll für diese Sendung!
Voraussetzungen für die optimierte Einzelverzollung
Was sind die Bedingungen, damit Du bei der Einfuhr in die Schweiz von der Einzelverzollung profitieren kannst? Dazu müssen zwei Grundvoraussetzungen erfüllt sein:
- Das einzelne Paket Deiner Sendungen muss kleiner oder gleich 5 CHF sein. Beispiel: Der Zollansatz für Dein Produkt liegt bei 2 CHF/kg. Wenn eine Sendung 2 kg wiegt, liegt der Zollwert demnach bei 4 CHF. Dieser ist kleiner als 5 CHF und liegt unter der Freigrenze, Deine Kosten betragen also 0 CHF. Wiegt Deine Sendung nun aber 3 kg, liegt der Zollwert bei 6 CHF und Du überschreitest die Freigrenze. Es werden trotz Einzelverzollung 6 CHF fällig.
- Die Einsparungen durch Einzelverzollung müssen die Mehrkosten dafür kompensieren.
Das Einsparpotenzial für die Verzollung von Kleidern in die Schweiz hängt also von verschiedenen Faktoren ab:
- von den durchschnittlichen Zollansätzen Deiner Waren
- vom kritischen Gewicht (s. Berechnungsbeispiel oben)
- vom Prozentsatz der Sendungen, die weniger als das kritische Gewicht wiegen
- vom durchschnittlichen Gewicht aller Sendungen, die unter dem kritischen Gewicht liegen
- vom durchschnittlichen Gewicht aller Sendungen
Welchen Einfluss haben diese Faktoren auf Dein effektives Einsparpotenzial?
Hier zwei Beispiele mit fiktiven Kennzahlen:
Zum besseren Verständnis rechnen wir Dir drei Varianten einer Sammelverzollung und drei Varianten einer Einzelverzollung vor. Du siehst, wie unterschiedlich diese ausfallen, obwohl wir nur einen einzigen Parameter verändern.
Beispiel 1: Wir variieren den Prozentsatz der Sendungen, die weniger als das kritische Gewicht wiegen
Das kritische Gewicht liegt bei 1,1 kg. Dafür musst Du nur ausrechnen, wie viel Deine Sendung wiegen darf, damit sie die 5-CHF-Freigrenze nicht überschreitet.
In unserem Fall ist der durchschnittliche Zollansatz bei 4.70 CHF – was übrigens ein realistischer Wert für Fashionhändler ist. Es reicht also bereits ein Gewicht von 1,1 kg, um die 5-CHF-Limite zu knacken.
Wir haben in unserem Beispiel angenommen, dass der Anteil der Sendungen, die weniger als 1,1 kg wiegen, bei 20 %, 40 % und 60 % liegt. Und wir gehen davon aus, dass alle Sendungen, die leichter als 1,1 kg sind, im Durchschnitt 0,8 kg wiegen und alle, die darüber liegen, ein Bruttogewicht von 1,2 kg haben.
Im zweiten Kästchen siehst Du nun, wie sich der Anteil der Sendungen, die unter dem kritischen Gewicht liegen, auf die Kosten auswirkt. Bei einem Anteil von nur 20 % ist die Einzelverzollung 4 % teurer als die Sammelverzollung.
Das liegt daran, dass die Ersparnisse kleiner sind als die Mehrkosten für diese teurere Verzollungsmethode. Bei 40 % ist die Einzelverzollung bereits deutlich günstiger und bei einem Anteil von 60 % signifikant günstiger.
Beispiel 2: Wir variieren das durchschnittliche Gewicht aller Sendungen, die weniger als das kritische Gewicht wiegen
Die Gewichtsvariationen in diesem Beispiel liegen bei 0,5 kg, 0,6 kg und 0,7 kg. Im Ergebnisteil siehst Du, dass zu viele «leichte» Sendungen bei einer Einzelverzollung nicht genügend Zollersparnisse bringen, um die Mehrkosten zu kompensieren.
Sobald sich aber die durchschnittlichen Bruttogewichte Deiner Sendungen, die unter dem kritischen Gewicht liegen, dem kritischen Gewicht annähern, lohnt sich die Einzelverzollung zunehmend.
Genau hinschauen lohnt sich zum Kosten einsparen
Es gibt also Konstellationen, die zu markanten Zolleinsparungen für Fashionhändler führen. Das optimale Szenario für Deine Einzelverzollung wäre also:
100 % Deiner Sendungen wiegen genau so viel, dass der theoretische Zollwert bei 4.90 CHF liegt. Damit bezahlst Du bei keiner Sendung Zoll und sparst die Differenz der Einzelverzollungskosten sowie 4.90 CHF.
Bei den angenommenen Kosten für eine Einzelverzollung (2.50 CHF) sparst Du pro Sendung gegenüber einer Sammelverzollung einerseits 2.40 CHF und andererseits die anteiligen Kosten der Sammelverzollung.
Zur Erinnerung: Bei der Sammelverzollung wird das Gewicht der einzelnen Sendungen aufaddiert und Du bezahlst immer alle Zölle.
Brauchst Du Unterstützung beim Berechnen? Hier gehts zum unverbindlichen Beratungstermin!
Wie hoch sind die Zölle im Fashionbereich? Schau Dir diese Tabelle mit den Zolltarife der gängigsten Fashionprodukte an:
Falls Du die Zolltarife für Deine Ware nicht kennst, hilft Dir die Zolldatenbank des Schweizer Zolls. Im Tares findest Du alle Zolltarife, die es für die Schweiz gibt.
In drei Schritten gehts zum Tares:
- Klicke auf diesen Link: Zum Tares.
- Folge dem Link mit dem türkisfarbenen Pfeil.
- Schau Dir am besten die Kurzanleitung für das Tares an (gelber Pfeil).
Übrigens: Der Einfachheit halber haben wir immer von Zolltarifen von xxx CHF/kg gesprochen anstatt von xxx CHF/100 kg. Im Tares findest Du jedoch immer die 100-kg-Variante.
Die Erklärung dafür ist einfach: Cross Border E-Commerce ist ein relativ junges Business. Als das Zollsystem entwickelt wurde, gab es noch keinen internationalen E-Commerce.
Waren wurden per Palette oder Lastwagen gehandelt, und für diese großen Chargen macht die Tarifierung pro 100 kg Sinn.
Wichtig: Der Zolltarif bezieht sich immer auf das Bruttogewicht. Hier eine kurze Erklärung:
- Eigengewicht = Gewicht des Artikels ohne Verpackung
- Nettogewicht = Artikel plus erste Umschließung (in der Regel Verkaufsverpackung)
- Bruttogewicht = Nettogewicht plus Transportverpackung (das Produkt transporttüchtig verpackt, also der Umkarton in den beim Fulfillment die Waren verpackt werden)
- Einwegpaletten werden als Teil der Verpackung angesehen und somit im Bruttogewicht eingerechnet. EUR-Paletten hingegen gelten als Ladungsträger und sind nicht Teil der Verpackung.
- Profi-Tipp:
Bedenke, dass pro Bestellung mehrere Artikel mit jeweils unterschiedlichen Zolltarifen pro kg angesetzt werden. Deshalb musst Du das Bruttogewicht pro Artikel angeben und nicht bloß das Totalgewicht pro Bestellung.
Keine Konfusion beim Gewicht
Die Praxis zeigt, dass Kunden das Bruttogewicht oft nicht in den Artikelstammdaten führen. Das ist nachvollziehbar, da in der Regel beim Einlagern noch nicht bekannt ist, in welcher Verpackung der Artikel verschickt wird. Der Händler ist aber verpflichtet, das Netto- und das Bruttogewicht bei der Verzollung anzugeben.
Clever: Die Schweizerische Post verfügt über eine auf den Schweizer Zoll spezialisierte IT-Lösung, die aufgrund der Übermittlung des Nettogewichts (das der Händler in der Regel in seinem PIM hat) und des Gesamtgewichts der fertig gepackten Bestellung (dieses wird meistens beim Fulfillment ermittelt) das Bruttogewicht pro Artikel berechnet.
Fashionprodukte richtig bezeichnen und codieren
Der korrekte HS-Code (HS = Harmonized Standard) stellt sicher, dass der korrekte Zolltarif sowie eventuelle Sonderregelungen (beispielsweise Mengenlimitierungen) für den jeweiligen Artikel angewendet werden.
Grundlage der 11-stelligen Nummer ist der HS, der durch die Weltzollorganisation (WZO) verwaltet wird und die ersten sechs Stellen des Codes festlegt. Der HS dient also der Bezeichnung und Codierung der Waren mit dem Ziel, dass diese weltweit gleich eingereiht werden.
98 % der Waren im internationalen Handel werden nach HS klassifiziert.
Die Art der Kleidungsstücke ist für die Zolloptimierung ausschlaggebend
Die Höhe der Zollansätze variieren dabei aufgrund der verschiedenen Materialien und der Arten der Kleidungsstücke. Hier siehst Du eine Zusammenstellung der
Kleidungszolltarife:
- Profi-Tipp:
Als Faustregel kannst Du Dir merken: Zölle für Kleidung auf Naturfaserbasis (beispielsweise Baumwolle) sind geringer (ca. 2 bis 3 CHF) als für solche auf Kunstfaserbasis (ca. 3 bis 5 CHF). Der durchschnittliche Zollansatz aller in der Tabelle gezeigter Kleidungstarife beträgt 4.21 CHF/kg
Weitere Möglichkeiten die Zollkosten zu verbessern
Du möchtest gerne in die Schweiz exportieren, aber die Kosten sind Dir ein Dorn im Auge? In unserem Whitepaper zeigen wir Dir in 6 Schritten, wie Du Kosten effizient einsparen kannst - einfach und unkompliziert!
Verpackung reduzieren und sparen
Weniger ist mehr! Das gilt nicht nur für Dich, sondern auch für Deine Kunden. Du weißt ja: In der Schweiz ist für den Zoll das Bruttogewicht der Sendung ausschlaggebend. Du möchtest Deine Produkte in einer nachhaltigen Verpackung versenden und somit Deinen Kunden eine umweltfreundliche Alternative bieten? Dann wird Dich unseren Blogartikel zum Thema umweltschonender E-Commerce durch nachhaltige Verpackung.
Das heißt, wenn Du 50 g Verpackungsmaterial einsparst, kannst Du bei einem Zollansatz von 4.70 CHF pro Sendung 0.24 CHF sparen. Diese kleine Zahl täuscht! Stell Dir vor, was das bei 100‘000 Sendungen bedeutet – nämlich 24‘000 CHF!
Logistik und Versand
Es gibt einen weiteren Parameter bei der Logistikoptimierung, mit dem Du bei Sammelverzollungen die Verzollungskosten pro Sendung reduzieren kannst: die Lieferfrequenz.
Mit dieser kannst Du die Verzollungskosten pro Sendung minimieren. Da bei einer Sammelverzollung die Verzollungskosten fix sind, kannst Du die Kosten pro Stück senken, indem Du weniger häufig versendest. Beispiel? Hier ist eines:
- Du versendest pro Monat 2000 Sendungen in die Schweiz.
- Szenario 1: Du versendest jeden Tag, also 20-mal im Monat.
- Szenario 2: Du versendest nur 10-mal im Monat.
- Deine durchschnittlichen Kosten für die Sammelverzollung liegen bei 100 CHF.
- Das ist das Ergebnis:
Szenario 1: Verzollungskosten 20 x 100 CHF = 2000 CHF : 2000 = 1 CHF pro Sendung
Szenario 2: Verzollungskosten 10 x 100 CHF = 1000 CHF : 2000 = 0.50 CHF pro Sendung
Verzollungskosten berechnen mit dem Optimizer:
Verzollungskosten pro Sendung senken
Dieses vereinfachte Beispiel zeigt, wie Du relativ einfach die Verzollungskosten pro Sendung reduzieren kannst. Bedenke aber, dass dadurch die Lieferzeit für einen großen Teil der Bestellungen steigt.
Mit Logistikoptimierung kannst Du also Cash sparen. Wir empfehlen Dir hier unsere Tipps zur Lektüre: Eine optimierte Logistik zahlt sich aus
Mithilfe dieses Excel-Kalkulators kannst Du Dein Einsparpotenzial bei Einzelverzollungen berechnen. Füge dafür eine Beispielsendung mit Bruttogewicht und HS-Code ein.
Zusammenfassung für die optimierte Verzollung
Wir haben Dir in unserem Blog aufgezeigt, was Du für den Export in die Schweiz beachten musst und wie Du mit der Wahl der richtigen Verzollungsmethode Geld sparen kannst.
Jeder Fall resp. jede Sendung ist individuell. Was sich für Dich und Deine Ansprüche lohnt, gilt es genau zu evaluieren. Unsere Experten helfen Dir dabei!
Möchtest Du den Schweizer Markt erobern, sind weitere Faktoren relevant. So spart eine optimale Logistikkette Geld und Zeit und verbessert zudem die Customer Experience. Lies dazu unsere Tipps zum Logistik-Set-up.
Weiter ist das Handling des Retourenmanagements wichtig. Auch hier geben wir Dir wertvolle Informationen.
Dir brummt der Kopf? Wir helfen Dir weiter. Hier gehts zum unverbindlichen Beratungsgespräch.